Ergebnispräsentation der Studie »Performance of EV-Charging Infrastructure from A European User Perspective«

Im Rahmen einer europaweiten Usability-Studie zur Ladesäuleninfrastruktur präsentierten Prof Dr. Marc Kuhn, Prof. Dr. Benjamin Österle (beide von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, im Folgenden DHBW) und Viola Marquardt vom Spiegel Institut die Ergebnisse. Grundlage war das kooperative Forschungsprojekt e-Hunter, das das Zentrum für Empirische Forschung (ZEF) mit Studierenden in Zusammenarbeit mit der EnBW AG durchgeführt hatte.

Die Präsentation stand dabei unter dem Titel »“All That Glitters Is Not Gold” – Performance of EV-Charging Infrastructure from A European User Perspective«. Die Forschungskooperationen mit Partnern wie der EnBW AG oder dem Spiegel Institut bieten einen Schwerpunkt praxisnaher DHBW-Forschung.

Zu den zentralen Beweggründen für die Einführung von Elektrofahrzeugen (im Folgenden EV´s) gehört die Sorge vor einer zunehmenden Umweltverschmutzung und dem damit einhergehenden Klimawandel. Auch Veränderungen auf dem globalen Markt sowie Krisen, wie zum Beispiel der Diesel-Skandal, könnten dazu beitragen, dass mehr EV´s produziert werden. Insbesondere die Ladeinfrastruktur der EV´s spielt eine signifikante Rolle, wenn es um die Akzeptanz der Verbraucher geht.

Von dieser Grundlage ausgehend untersucht die Studie die folgenden Fragestellungen:

  • Wie leistungsfähig ist die Ladeinfrastruktur in Europa aus Sicht der EV-Fahrer?
  • Durch welche Variablen unterscheiden sich aus der Nutzersicht die „besseren“ von den „schlechteren“ Ladestationen?
  • Welche „Typen“ von Ladestationen gibt es aus der Sicht der Nutzer in Europa?

Zur Beantwortung dieser Fragen haben die Studierenden der DHBW Stuttgart mehr als 400 Ladesäulen in vier deutschen Bundesländern und auf Auslandsfahrten nach Amsterdam, Paris, Venedig und dem Reschenpass (Österreich) evaluiert. Grundlage der Evaluation bildete eine Checkliste, die literaturgestützt abgeleitet und durch qualitative Interviews mit sieben Experten aus dem EV-Bereich weiter angereichert wurde (EnBW AG, Daimler AG, ABB AG, Bosch GmbH).

Im Rahmen einer Clusteranalyse konnten schließlich zwei Cluster identifiziert werden, die sich wie folgt beschreiben lassen:

  • Cluster 1 kann als „Best-Practice“-Beispiel bezeichnet werden:
    1. Die Ladestationen in Cluster 1 haben typischerweise eine klare Anfahrtsbeschilderung und bieten zudem mehrheitlich einen barrierefreien Zugang.
    2. Darüber hinaus liegen die Bewertungen für die Verständlichkeit der Bedienhinweise, die Lichtverhältnisse sowie die Verkehrsbelastung zwischen sehr gut und gut (auf einer deutschen Notenskala).
    3. Die Kosten für den Ladevorgang sind in diesem Cluster mehrheitlich nicht direkt ersichtlich und damit intransparent.
  • Cluster 2:
    1. Cluster 2 zeichnet sich dadurch aus, dass mehrheitlich keine offensichtliche Anfahrtsbeschilderung vorhanden ist und nur etwa die Hälfte der Ladesäulen einen barrierefreien Zugang bietet.
    2. Die Lichtverhältnisse können mit gut bewertet werden; die Aspekte um die Verständlichkeit der Bedienhinweise, die Sicherheit und die Verkehrsbelastung liegen tendenziell eher im befriedigenden Bereich.
    3. Die Kosten für den Ladevorgang werden ebenfalls mehrheitlich nicht transparent gemacht.

Was bedeuten diese Ergebnisse für die Praxis?

  • Die Studie bietet eine verlässliche Informationsgrundlage zur Verbesserung der Kunden- und Nutzerorientierung der Lade-Technologie.
  • Die Behebung der größten Probleme verbessert die Kundenfreundlichkeit des Ladeprozesses.
  • Die Akzeptanz dieser in Hinsicht auf Klimawandel und Luftverschmutzung potenziell wichtigen Technologie sollte durch diese Ergebnisse und die sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen hinsichtlich der Verbesserungsmöglichkeiten weiter steigen.

Was bedeuten diese Ergebnisse für die Wissenschaft?

  • Wissenschaftler, Experten und Regierungen sind gleichermaßen dazu angehalten, Maßnahmen zur Erhöhung der Akzeptanz von E-Mobilität durch Stärken der Treiber und die Beseitigung der Hürden zu ergreifen.
  • Dies ist die erste Studie, die die aktuellen Ladesysteme von Ladeanbietern unter die Lupe nimmt: Was ist der Status quo der Ladeinfrastruktur/Wo liegen die Hürden?
  • Diese Studie schafft die Grundlage für weitere empirische Untersuchungen, die möglicherweise als Längsschnittstudie angelegt sind, um die Entwicklung(en) der Ladeinfrastruktur sowie der Technologie-Akzeptanz über den Zeitverlauf messen zu können.